Yumi Ryuuzaki

Als Ryuuzaki aus ihrem Traum erwachte, war es mitten in der Nacht. Sie wusste nicht, wieso sie plötzlich so hellwach war, es war kein Albtraum gewesen oder irgendwas in der Art... sie war einfach nur wach. Manchmal kam es ihr so vor, als wäre ihr Kopf ein eigenständiges Wesen, das tat, was es wollte, und wann es wollte.
Der Wecker neben ihrem Bett zeigte 3:57 an. "Erst 2 Stunden geschlafen?", murmelte sie verwirrt, denn sie fühlte sich, als wäre es bereits morgens. Aber sie konnte auch nicht wieder einschlafen, also entschied sie sich, einen kurzen Spaziergang zu machen.
Sie zitterte ein wenig, als sie unter der warmen Decke hervorkroch und in ihre Sneakers schlüpfte. Die Jacke, die sie vom Stuhl zog schmiegte sich eiskalt an ihre Haut und ließ sie frösteln.
Irgendetwas an dieser Nacht war nicht so wie sonst. Ryu war oft lange wach, doch in dieser Nacht kam ihr alles so fremd vor, als wäre sie nicht in ihrem Zimmer, sondern irgendwo, in einem fremden, verlassenen Haus.
Ihre gesamte Wahrnehmung war anders als sonst. Es kam ihr vor, als könnte sie mit ihren Augen durch den Raum greifen.
Der Flur kam ihr länger und dunkler vor als sonst, und die Treppe knarrte lauter als üblich. Sogar ihre Schritte fühlten sich an wie Hammerschläge. 'Hoffentlich bin ich nach etwas frischer Luft wieder ruhiger..'
Sie ließ die Haustür ins Schloss klacken und schritt langsam in Richtung Straße.
Auf einmal sah sie einen Schatten - Nein, ihren eigenen Schatten - vor sich auf dem Weg. Verwirrt drehte sie sich zu ihrem Haus um und ihr rutschte das Herz in die Hose. 'Licht..?' Ein seltsamer Schimmer leuchtete durch die Fenster nach draußen. 'Ist das... eine Taschenlampe!?' Sie machte auf dem Absatz kehrt und versteckte sich in einer Ecke vor der Haustür. Ihr Herz fing an zu rasen und ihre Gedanken überstürzten sich und quollen über. 'Ein Einbrecher! Verdammt, wieso hab ich mein Handy nicht mitgenommen? Was soll ich jetzt machen, was ist wenn er meinen Eltern etwas antut!?' Panik durchströmte ihren Körper und sie konnte sich kaum rühren. Das Licht war verschwunden.
'Nein, nein! Bitte nicht, verschwinde, bitte.. ich muss doch irgendwas tun können!'
Verzweifelt schloss sie die Haustür auf, was ihr nicht so leise gelang wie sie gehofft hatte. Geräusche kamen aus der Richtung der Treppe. Sie schlich so schnell sie konnte durch das Haus zu dem Geräusch.
Da war das Licht wieder! Was sollte sie tun? Ihr Kopf kam nicht hinterher und sie ging Stück für Stück die Treppe hinauf. Vielleicht konnte sie den Einbrecher irgendwie überwältigen und dann Hilfe holen! Eine Silhouette tauchte vor ihr im Gang auf. "AAH!", entfuhr es ihr und die Person kam plötzlich auf sie zu. "NEIN!", schrie sie in letzter Not. Sie wusste nicht, wie ihr geschah, als der Flur anfing zu verschwimmen! Als alles um sie herum zerbarst und durch die Gegend flog. Ihre Gedanken überschlugen sich und alles versank in der Angst und Panik. Sie presste sich die Hände auf die Schläfen, als ein Anfall von Kopfschmerzen sie erreichte und sie auf die Knie sank vor Schmerz. Dieser Lärm! Wo kam er her!? Und diese Hitze! Der Schmerz wurde immer stärker und stach durch ihren ganzen Kopf. '..Mama! Papa!' Sie musste sie retten, bevor alles weiter in sich zusammenbrach! Aber sie konnte nichts tun, sich nicht aufrichten! "Hilfe!" Sie hörte sich heiser und abgehackt an. 'Viel zu leise... viel zu schwach...'
Die Welt drehte sich...

Aus einem Berg aus Schutt und kaputten Möbeln erhob sie sich. Was war nur passiert? 'Wie kann das sein?' Wie konnte ein Haus einfach so in sich zusammenbrechen!?
Ein leichtes Stechen in ihrem Kopf war zurückgeblieben und hinderte sie daran, klare Gedanken zu fassen.
Wo war ihr Zuhause?

Einen Monat später...
Auf der Flucht hatte Ryuuzaki schon lange nichts mehr von der Zivilisation gesehen... sie wusste nur eins: ...dass sie ihre telekinetischen Fähigkeiten erlangt hatte und, dass ihr Haus zusammengebrochen war... das konnte kein Zufall sein.